28. Oktober 2002
Deutschland sei ein Paradies für Finanzhaie, ist das Resümee der Frankfurter Anlageschutztage. Durch Steuervorteile für unseriöse Anbieter versickerten jährlich 20 bis 25 Milliarden Euro im „grauen Kapitalmarkt“. Mit etwa 36.000 Anzeigen wegen Anlagebetruges in 2001 hätten sich diese Fälle verdoppelt, gab das Bundeskriminalamt bekannt.
Volker Pietsch von der Berliner Verbraucherzentrale warnt besonders vor so genannten atypischen stillen Beteiligungen. Bei diesen Beteiligungen ist der Anleger gleichzeitig Mitinhaber einer Kapitalanlagegesellschaft. Dadurch trägt er allerdings auch die unternehmerischen Risiken voll mit. Lange Laufzeiten, kein ordentliches Kündigungsrecht und kaum Kontrolle über den Verbleib des angelegten Kapitals seien ein Kennzeichen für die atypischen stillen Beteiligungen.
Unter Vorgabe das Geld in Beteiligungen und Sachwerte zu investieren, seien Hunderttausenden um Milliardenbeträge betrogen wurden, sagte Pietsch gegenüber der dpa.
Anfangs noch gewünschte Anlaufverluste sind steuerlich absetzbar. Die meisten Anleger könnten sich nicht vorstellen, dass der Staat Anlagebetrüger steuerlich fördere und tappten daher in die Falle.
In einem Anlageprospekt werden Gefahren grotesk übersteigert, da für falsche Angaben inzwischen gehaftet werden muss. Diese Gefahren würden jedoch bei einem persönlich Gespräch wieder stark heruntergespielt und z.B. mit dem Beipackzettel eines Medikaments verglichen. Bei den Nebenwirkungen fände man dort schließlich auch die unglaublichsten Risiken.
Ein ungebetener Telefonanruf ist nur noch in 30 Prozent aller Fälle der erste Kontakt. Mehr als 50 Prozent aller Opfer seien durch einen „heißen Tipp“ von Bekannten an Anlagebetrüger geraten, erklärte der Präsident des Deutschen Anlegerschutzbundes.