26. März 2002
Ostdeutsche, die jünger als 40 sind, verfügen mit einer Quote von rund einem Viertel fast genauso häufig über eigene vier Wände wie ihre Altersgenossen im Westen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsinstituts empirica zur Entwicklung der Wohneigentumsquote in den neuen Bundesländern, die von den Landesbausparkassen (LBS) in Auftrag gegeben wurde.
In Deutschland gibt es bekanntlich mehr Mieter als Eigentümer. Deutschland bildet mit einer Wohneigentumsquote von nur 41 Prozent das Schlusslicht in der EU. In den neuen Bundesländer lebt sogar nur etwa jeder Dritte in den eigenen vier Wänden.
Was die Statistik nicht auf den ersten Blick zeigt, ist jedoch der enorme Aufholprozess, der sich bei jüngeren ostdeutschen Haushalten vollzieht. Die Wohneigentumsquote der unter 40-Jährigen stieg allein in den fünf Jahren zwischen 1993 und 1998 von 14 auf 24 Prozent an (Westdeutschland: 28 Prozent). Eine fast vollständige Ost-West-Angleichung ist speziell in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen zu beobachten: In diesen jungen Jahren erreicht der Anteil der Wohneigentümer im Osten bereits 25 Prozent, im Westen 27 Prozent.
Der Grund für den geglückten Anschluss ans Westniveau ist nach Angaben von LBS Research vor allem in den anhaltend guten Angebotsbedingungen zu suchen. Nirgendwo im Rest der Republik ist der Erwerb von Wohneigentum generell so preiswert wie im Osten. Der entscheidende Faktor dabei ist der Grundstücksmarkt. Während im Westen die Baulandpreise auf immer neue Rekordhöhen klettern und in Ballungsräumen 500 Euro und mehr pro Quadratmeter erreichen, kostet Bauland im Osten vielfach deutlich unter 100 Euro.
Ein Quadratmeter bebaubarer Fläche ist zum Beispiel in Gera für 90 Euro, in Rostock für 85 Euro und in Zwickau für 80 Euro zu haben. Der nachwachsenden Generation kommt ein weiterer Vorteil zu gute: Sie konnte mit ihrer Berufs- und Lebensplanung größtenteils schon im wiedervereinigten
Deutschland beginnen. Auch die Haushaltsgründungen in dieser Altersgruppe fanden überwiegend nach 1990 statt.
In den nächsten Jahren erwarten die Experten deshalb weitere Fortschritte bei der Wohneigentumsbildung in Ostdeutschland. Trotz aller Angleichungsfortschritte der Ostdeutschen dürfe jedoch nicht übersehen werden, so die Experten von LBS Research, dass auch die westdeutsche Wohneigentumsquote von 43 Prozent im Vergleich zu anderen Industrieländern eher bescheiden ist. Die Hauptursache dafür sei die Tatsache, dass die Deutschen im Schnitt immer noch erst relativ spät zu den eigenen vier Wänden kommen, nämlich mit knapp 40 Jahren. In den USA, aber auch in Großbritannien leben dagegen in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen bereits über 50 Prozent in der eigenen Immobilie.